Maike W. fragte zum Thema Gesundheitspolitik

Haben sie konkrete Ziele für den Erhalt der Gesundheit im Erzieher-Beruf?

Robert Spiller antwortete

Sehr geehrte Frau W., 

ich bedanke mich für Ihre Frage. Die umfassende Aufwertung der Beschäftigungsbedingungen in Erzieher*innen - Berufen, zu denen ich hier auch den Erhalt und die Wiederherstellung der Gesundheit sowie präventive Maßnahmen zur Vorbeugung vor Gesundheitsschäden zählen will, duldet eigentlich keinen Aufschub. Einige der dafür nötigen Schritte werden vielleicht nicht sofort umsetzbar sein, müssen aber nichtsdestotrotz ohne Verzögerung angegangen werden. Ich versuche, kurz anzureißen, welche Schritte dies aus meiner Sicht sein müssten.  

Wir wissen aus zahlreichen Studien und Befragungen, dass die Fachkraft-Kind-Relation in Erziehungs- und Betreuungseinrichtungen ein zentraler Faktor für die Gesundheit der dort Beschäftigten ist. Mehr Kolleg*innen verteilen die Betreuungsaufgaben auf mehr Schultern, erlauben flexiblere Arbeitszeiten und bedarfsgerechte Schichtsysteme, entlasten vor Ort und erlauben eine mehr an den tatsächlichen Erziehungszielen ausgerichtete Arbeit. Gegenwärtig gibt es keine bundesweit verbindliche Fachkraft-Kind-Relation. Hier braucht es also eine gesetzliche Regelung, die sich nicht an stets knappen Finanzmitteln, sondern an den aus der Arbeitspraxis der Erzieher*innen ermittelten tatsächlichen Bedarfen ergibt. Zudem ist klar, dass ohne gute Entlohnung keine Fachkräfte von heute im Berufsbild gehalten werden und keine zusätzlichen Kolleg*innen gewonnen werden können. 

Im Zusammenhang damit kann auch die Einführung von Regenerationstagen für Beschäftigte sowie von festen Zeiten für Vor- und Nachbereitungsarbeiten, die bisher häufig improvisiert nach der eigentlichen Arbeit oder sogar zuhause im Feierabend oder am Wochenende erledigt werden müssen, dazu beitragen, die persönliche Arbeitsbelastung zu senken. Natürlich sind solche Vorgaben aber auch dann erst realistisch, wenn genügend Beschäftigte vorhanden sind, um zeitliche Freiräume zu schaffen. Deshalb braucht es darüber hinaus dringend eine Stärkung der Attraktivität von Ausbildungsbedingungen, um mehr junge Menschen für die Berufsbilder in der Erziehungsarbeit zu gewinnen und zu halten. Das wird gerade vor dem sich abzeichnenden demografischen Wandel und dem bevorstehenden Renteneintritt vieler Beschäftigter ein unverzichtbarer Schritt sein. 

Solche Initiativen sind zum Teil auf gesetzlicher, zum Teil auf tariflicher Ebene zu erreichen. Eine klare Verpflichtung der Arbeitgeber zum Schutz der Gesundheit der Beschäftigten sehe ich darüber hinaus im Feld der Verhältnisprävention: die Anschaffung bspw. von Schallschutzdämmungen mit dem Ziel der Lärmreduktion würde für viele Beschäftigte eine erhebliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen und damit verbunden ihrer Gesundheit bedeuten. Für die Erzieher*innen- Berufe selbst halte ich auch verpflichtende, regelmäßige Schulungs- und Qualifikationsangebote (verpflichtend für den Arbeitgeber, dies anzubieten) im Bereich Gesunderhaltung und Verhaltensprävention, aber auch zu fachlichen Weiterbildungen, für sinnvoll.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit zumindest einen kurzen Ausblick auf einige der aus meiner Sicht wichtigsten Schritte in dem von Ihnen beschriebenen Berufsbild geben. Ich hoffe, dass sich diese Sicht auch mit Ihrer Einschätzung decken. Wenn nicht, melden Sie sich gerne nochmals. 

Mit freundlichen Grüßen, 

Robert Spiller